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Größte humanitäre Hilfsaktion des Kleinen Nazareno für 25.000 Kinder und 15.000 Erwachsene

6.159 Lebensmittelkarten für bedürftige Familien

Durch die Aktion werden 25.000 Kinder und Jugendliche und 15.000 Erwachsene drei Monate lang warme Mahlzeiten erhalten.

Es war um die Mittagszeit. Wir waren schon einige Zeit unterwegs, als ich eine Frau ansprach, die sich im Schatten vor ihrer Holz Bude ausruhte. Ich fragte sie, ob sie auch eine von unseren Lebensmittelkarten bekommen hätte. Als sie hörte, dass wir vom O Pequeno Nazareno sind, lud sie uns in ihr Häuschen ein.

Seit 6 Monaten lebten sie hier in der Cidade de Deus, übersetzt in der Stadt Gottes! Vorher wohnte sie in einem richtigen Haus aus Ziegelsteinen, bis sie die Miete nicht mehr zahlen konnte und vor die Tür gesetzt wurde. Anstatt auf der Straße zu hausen, hatte sie sich kurzerhand entschlossen, zusammen mit ihren Töchtern und ihrem Enkelkind in dieser neuen Wohnsiedlung, der Stadt Gottes, zu leben. Zweimal sei die Polizei mit Traktoren gekommen, um alles dem Erdboden wieder gleich zu machen.
So stampfte sie ihre Hütte in Eigenarbeit zweimal wieder aus dem Boden. Ihren Kühlschrank, ein Bett, den Schrank und ihre Klamotten konnte sich noch vor den langsam vorschreitenden Traktoren retten. Jeder Tag sei ein Tag in dem ihre Familie ums Überleben kämpfen müsse, erzählt sie weiter. Aufgrund der Pandemie gab es im letzten Jahr noch eine gute Finanzspritze seitens der Regierung. Doch in diesem Jahr wurde die Unterstützung auf die Hälfte gekürzt und da reicht es einfach nicht mehr, um sich genug Essen zu kaufen.

Und dann kam ein Moment, auf den ich nicht vorbereitet war. Sie stand auf und zeigte uns ihren Kühlschrank, als ob sie ihren Worten Nachdruck verleihen wollte! Unvorstellbar, aber der war völlig leer! Nichts, abgesehen von ein paar Wasserflaschen. Keine Lebensmittel! Gar nichts! Bevor sich die daraufhin eingetretene beklemmende Stille unter uns ausbreiten konnte, ging die improvisierte Hüttentür auf und ihre Tochter Gabriela, die ihren kleinen Sohn auf den Armen trug, begrüßte uns sehr herzlich. Voller Freude stand sie da, ausgerüstet mit ein paar Plastiktüten voller Lebensmittel.

Es ist mit Abstand die größte Hilfsaktion des Kleinen Nazareno. Insgesamt 6.159 Familien konnte gestern Lebensmittelkarten übergeben werden. An der vom Kleinen Nazareno koordinierten Aktion waren 200 Ehrenamtliche aus 34 verschiedene Organisationen beteiligt. In einem Zeitraum von einem Monat wurden 6.159 hilfsbedürftige Familien in den Elendsvierteln ausgesucht. Dabei hätten es noch ein paar Tausend Lebensmittelkarten mehr sein können, denn der Ansturm war riesig. Insofern war es notwendig eine Auswahl vor Ort zu treffen. In bestimmten Elendsvierteln jedoch braucht man nicht lange zu suchen. Wenn eine Familie darauf angewiesen ist, unter diesen Umständen zu wohnen, da braucht keiner sich lange nach der familiären und finanziellen Situation zu erkundigen! Wie zum Beispiel in der Comunidade Pacífica, ( Friedensgemeinde) eines der neuen Siedlungen, die wir besucht haben. Bild unten

Durch die Aktion vom Kleinen Nazareno werden 25.000 Kinder und Jugendliche und 15.000 Erwachsene wenigstens ein paar mehr warme Mahlzeiten drei Monate lang erhalten.

Die finanziellen Mitteln, R$ 2.217.240 ( zirka 350.000 Euro) wurden uns von dem brasilianischen Mineralunternehmen Petrobrás zur Verfügung gestellt, dem wir einen Antrag vorgelegt haben, der innerhalb kürzester Zeit genehmigt wurde. Um mit diesem festgeschriebenen Betrag möglichst viele Familien zu unterstützen, wurde uns der Betrag von R$ 360,00 (etwa 60 Euro) pro Familie ausgehändigt, den wir in 3 Raten den Familien zukommen lassen sollten.

Die Idee für über sechs Tausend Familien Lebensmittelpakete zu schüren, haben wir von vornherein verworfen. In Fortaleza gibt es drei Lebensmittelkartenunternehmen. Die Unternehmen haben jeweils Verträge mit zahlreichen Supermärkten und zum Teil auch mit Bächern und Fleischereien. Ihr Verkaufskonzept besteht in der Herzstellung und dem Vertrieb von Lebensmittelkarten. Bestimmte Konsumgüter, wie z.B. alkoholische Getränke und Zigaretten, sind von vorherein ausgeschlossen aus dem Sortiment. Wir haben in der Vorbereitung der Aktion mit jedem Unternehmen gesprochen und von der Aktion erzählt. Ausnahmsweise haben sie für die Konfektionierung der Karten keinen Cent verlangt. Sie waren selbst begeistert von der Aktion.

Ich denke mir, dass jede Brasilianerin und jeder Brasilianer die folgende Bestandsaufnahme mit uns teilt: Aufgrund unserer Besuche bei den Familien in den Elendsvierteln und durch alle uns derzeit zur Verfügung stehenden Statistiken, können wir vor der Tatsache nicht die Augen verschließen, dass der HUNGER, mit all seinen kleinen und großen Grausamkeiten für viele arme Familien wieder zurück ist! Die Sorge, seinen Kindern und sich selbst nicht genug Essen anbieten zu können ist zurück! Schmerzliche Entscheidungen, welche Mahlzeit ausfallen muss, weil keine Lebensmittel vorhanden sind für das Mittagessen und gleichzeitig das Abendbrot, sind zurück!

Wir befinden uns damit in einer Ausnahmesituation. „Wenn du dem Armen nicht erst einmal den Fisch gibst, stirbt er noch bevor er lernt zu fischen“. Diese Zeit, wie es Fábio Goulart, brasilianische Philosophieprofessor, treffend ausdrückt, ist leider für dieses Land, in dem ich seit 1986 lebe, wieder angebrochen.

Ich möchte mich herzlich bei allen ehrenamtlichen Mitarbeitern der zahlreichen Organisationen bedanken, die sich an der Durchführung dieser humanitären Aktion beteiligt haben! Es ist nicht nur der Anblick eines leeren Kühlschrankes, der mit von meinem Besuch in der Stadt Gottes in Erinnerung bleiben wird. Es ist auch Gabriela, die junge Mutter mit ihrem kleinen Kind auf dem Arm. Einige Lebensmittel hob sie im Schrank auf. Andere direkt im Kühlschrank. Ihre Freude kann wohl nur jemand wirklich nachvollziehen, der sich auch schon Sorgen über die Ernährung seiner Kinder machen musste. Und dennoch: ihre Freude steckte uns alle an!

Viele Grüße euch allen aus Brasilien. Euer Bernardo!

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