Cauã Santos
Geburtsjahr: 2007
Stundenlang harrte er auf der Straße aus. Jeden Tag aufs neue musste er zur Straße betteln. Seit seiner frühen Kindheit kannte er nichts anderes. Für Cauã gab es Kinder, die saubere Klamotten anhatten, die Essen auf dem Tisch bekamen und in ihrer Freizeit spielen konnten. Und es gab eben die anderen Kinder. Diejenigen, die arbeiten mussten, die in der Früh von der Mutter oder dem Vater zur Straße gebracht wurden und dort solange ausharren sollten, bis sie genug Geld gettelt hatten. Erst dann gab es Essen. Erst dann konnten sie nach Hause. Cauã gehörte definitiv zur zweiten Gruppe. Er war das Kind zweiter Klasse und für ihn war das die Weltordnung, die er kannte. Und so wunderte er sich auch nicht, als er ab und zu einfach auf der Strasse einschlief, um am nächsten Tag direkt weiter zu betteln. „Der Kleine Nazareno“ kannte Cauã von Besuchen bei seiner Familie und durch unsere Sozialarbeit auf der Straße. Zwei seiner Brüder hatten wir schon bei uns aufgenommen. Beide sind schon volljährlich. Sein älterer Bruder hat heute einen Friseurladen und ein Bruder von ihm arbeite in der Rezeption vom Berufsausbildungszentrum des Kleinen Nazareno. Das Jugendamt hätte uns nicht darauf aufmerksam machen müssen, dass auch Cauã immer mehr Zeit auf der Straße verbrachte und dass wir ihm helfen sollten. Trotz vieler Gespräche des Jugendamtes mit den Eltern, die ihn weiterhin zur Straße schickten, wurde die Situation von Cauã nicht besser und wir sahen keinen anderen Ausweg, als ihn im Nazareno-Dorf aufzunehmen. Für Cauã war es ein bedeutender Einschnitt in seinem Leben. Den ganzen Tag auf der Straße zu betteln war das Leben, was er bisher kannte. So dauerte es eine ganze Weile, bis er überhaupt verstand, wie ihm geschah. Anfangs war er ausgesprochen schüchtern. Auch mit seinen Kollegen im Dorf war er reserviert und schweigsam. Es dauerte seine Zeit, bis er sich eingewöhnte. Murmeln spielen ist an sich der ewige Renner im Nazareno-Dorf. Doch selbst bei diesem Gesellschaftsspiel blieb er anfangs außen vor. Doch mittlerweile hat sich das geändert. Als er an einem Wochenende von einer Mitarbeiterin eingeladen wurde, die in einer 7-köpfigen Familie etwas abseits von Fortaleza groß wurde, fragte er, warum nicht alle Kinder das Recht auf so eine glückliche Kindheit haben und weshalb es Kinder gibt, die am Wochenende so viel spielen dürfen, wie sie es möchten. Heute kann man sagen, dass er im Nazareno-Dorf angekommen ist. Er gewinnt auch schon mal beim Murmeln spielen, zeichnet außergewöhnlich gut, hat Freundschaften geschlossen. Aber in allen Kindern schlummert die Sehnsucht nach einer glücklichen Familie, nach Menschen, die Verantwortung übernehmen. Eine Patenschaft können wir daher herzlich empfehlen.